4. Woche Mt. Field NP – Port Arthur

19.02.2024
Der Campingplatz ist schön, der Teil des Nationalparks, durch den wir gestern gegangen sind hat uns auch gut gefallen, also bleiben wir noch einen Tag. Wir wollen im alpinen Teil des NP eine Wanderung machen. Dazu geht es zunächst über eine enge, steile und sehr kurvige Schotterpiste den Berg hinauf. Unser Ziel ist ein großer Parkplatz am Lake Dobson, von dem viele Wanderwege abgehen. Leider geht aus den Beschreibungen nicht klar heraus, welcher Weg wie lang ist, wie viele Höhenmeter er hat und wie die Wegbeschaffenheit aussieht.

Wir wollten den Tarn Shelf Return Weg mit ca. 3 Stunden gehen, sind aber dann den Tarn Shelf Circuit gegangen, der mit 6 Stunden angegeben ist. Hinzu kommt, daß wir im Gegenuhrzeigersinn gegangen sind (nach dem Motto Rundweg ist egal) und nicht im Uhrzeigersinn, wie der Weg eigentlich gegangen werden sollte (haben wir, als wir wieder Netz hatten, bei Komoot gesehen, welches auch hier tadelos funktioniert). Dadurch sind wir nicht erst 240 m steil rauf, dann 460 m über Stock und Stein steil runter und dann wieder 220 m sanft rauf gegangen, sondern genau falsch rum. Nach ca. 3 Stunden Wanderung , bei der der Weg hauptsächlich relativ sanft bergab ging, dachten wir uns zwar, daß wir das alles wieder rauf müssen. Als wir dann aber ziemlich steil den Berg rauf mussten und wir immer mehr Berg sahen, über den wir mussten, wurde uns klar, daß wir eine dumme Entscheidung getroffen hatten. Zumal wir nur 1,25 L zu trinken dabei hatten. Außerdem wurde der Weg immer mehr zur Kletterpartie über Felsklötze. Nach ca. 4 Stunden, als auch das Wasser zu Ende ging, ging mein Blutdruck in den Keller und ich konnte mich nur mühsam fortbewegen. Glücklicherweise ist das Gebiet ein Trinwasserreservoir mit vielen Bächen und kleinen Seen. Da haben wir dann die Flasche wieder aufgefüllt und Veras Trägerchen als nassen Kühllappen genutzt. Es hat geholfen, aber ich brauchte trotzdem viele Pausen um den höchsten Punkt zu erreichen. Da waren wir dann schon 7,5 Stunden unterwegs und die Sonne ging unter. Bergab ging es wesentlich besser für mich, auch wenn die erste Hälfte der Strecke immer noch durchsetzt von Kletterpartien war. Nach 9 Stunden und nur kurz bevor wir nichts mehr sehen konnten, haben wir dann das Auto glücklich erreicht.

Auf der Rückfahrt zum Campingplatz sehen wir dann, warum so viele Tiere auf der Straße überfahren werden, da jede Menge Kängurus, Wallabys und Kuzu auf der Strecke hocken und nur im letzten Moment sich bewegen. Wenn wir nicht nur mit 40 km/h ( mehr ist auf der Strecke nicht möglich) gefahren wären, hätten wir bestimmt ein paar überfahren.

20.02.2024
Nach dem sehr sportlichen Tag gestern, wollen wir heute einen ruhigen Tag einlegen, zumal sich bei mir der Muskelkater deutlich ankündigt. Dazu fahren wir 90 km zum Lake Peddler, einem riesigen Stausee in der westlichen Wildnis. Der Weg dahin ist zur Hälfte Urwald und zur Hälfte bergige Steppe, wobei der zweite Teil zum fahren schöner ist, da man einen weiten Blick hat.
Wir finden einen Stellplatz direkt auf dem „Strand“ am Seeufer und genießen einfach das schöne Wetter, den tollen Ausblick und lesen ein Buch.

21.02.2024
Bevor wir wieder weiter Richtung Osten fahren, machen wir noch einen Abstecher zum Gordon Damm, der einen zweiten, noch größeren See aufstaut. Der Blick von der Staumauer in die Schlucht ist schon ziemlich beeindruckend und garantiert nichts für Menschen mit Höhenangst.

Diese Straße ist eine Sackgasse und so fahren wir die gesamte Strecke wieder zurück. Kurz hinter dem Mt Field NP gibt es einen Parkplatz an der Straße, von dem man aus mit „Garantie“ Platypus im daneben fließenden Fluß sehen kann. Bei uns hat die Garantie gewirkt, denn wir konnten wirklich ein Paar zur Mittagszeit sehen.

Von hier aus geht es Richtung Süden ins Huon Valley. Dort ist in Huonville ein Campingplatz, der zum Einen an einem Fluß mit Platypus liegt und zum Anderen Tasmanische Teufel aufpäppelt. Wenn man auf dem Platz wohnt, kann man jeden Tag um 16:00 die Fütterung sehen. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen, zumal die Chancen einen Tasmanischen Teufel in freier Wildbahn zu sehen sehr gering sind (wir haben leider einen Überfahrenen auf der Straße gesehen).

Der Campingplatz ist nahe am Ort und so bummeln ein wenig durch Huonville, trinken ein lokales Bier in einem netten kleinen Biergarten und gehen indisch essen.

22.02.2024
Weiter geht‘s Richtung Süden entlang des Huon Flusses. Wir wollen uns heute die Hasting Cave im Mt Hasting State Park anschauen. Sie ist ein von zwei Höhlen im Süden Australiens, die in einem Dolomit Felsen liegt. Die anderen sind alle in Kalksandstein. Die Höhle wurde im 19. Jahrhundert von Baumfällern gefunden, als eine Baumkrone direkt auf den Höhleneingang fiel. Die Höhle ist nicht sehr groß, das wird aber von einer sehr begeisterten und guten Führerin mehr als wett gemacht. Spannend war eine Stelle, bei der auf einer Stalagmitfläche am Boden eine Nachleuchtspur zu sehen war, wenn eine Taschenlampe darüber geführt wurde. Wodurch dieses Nachleuchten entsteht, wußte die Führerin aber auch nicht.

Zum Eintrittspreis zur Höhle gehört auch der Zugang zu einem Schwimmbecken, daß von einer Thermalquelle befüllt wird. Das lassen wir und nicht entgehen, denn wir haben ja schließlich unser Badezeug immer dabei 😉. Obwohl das Wasser 28°C warm ist, war es trotzdem erfrischend, da die Luft ca. 36°C hatte.

Nach dem Bad fahren wir noch ein paar Kilometer nach Southport, dem südlichsten Punkt unserer Australienreise. Es geht zwar noch ca. 20 km weiter Richtung Süden, aber außer das man da war, gibt es im Sommer dort nichts zu sehen. Im Winter soll man Wale beobachten können.
Unser Stellplatz ist am südlichsten Pub von Australien, den wir dann natürlich auch zum Abendessen, das erstaunlich gut ist, besuchen.

23.02.2024
So schnell wie es hier von 20°C auf über 30°C am nächsten Tag rauf geht, so schnell kühlt es sich auch wieder ab. In der Nacht waren nur 13°C und auch tagsüber soll es nicht mehr als 18°C werden. Ab jetzt geht es die nächsten Monate nur noch grob nach Norden / Nord-Westen. Das bringt mich auf einen anderen Punkt:
Normalerweise habe ich einen sehr guten Orientierungssinn. Hier komme ich aber immer wieder mit den Himmelsrichtungen durcheinander (wenn ich nicht anhand einer Karte weiß, was wo ist). Das liegt wohl daran, daß hier die Sonne von Ost nach Nord nach West wandert und mein Hirn aber die Mittagssonne immer mit Süden verbindet.

Unser touristisches Ziel für heute ist der Tahune Airwalk. Dafür hat man mitten im Urwald (27 km vom nächsten Ort) einen Baumwipfelpfad gebaut. Leider gab es in dem Gebiet 2019 einen großen Waldbrand, so daß die Baumdichte nicht mehr so hoch ist, wie sie mal war. Bei den Bäumen, die das Feuer überstanden haben, kann man selbst in über 20 m Höhe (der Pfad ist in 18 m bis 50 m Höhe gebaut) noch die Brandspuren sehen. Trotzdem sind die Baumkronen grün und es gibt überall neue Triebe. Neben dem Baumwipfelpfad gibt es noch einen 3 km langen Rundweg, bei dem man 2 Flüsse über Hängebrücken überquert.

Am Nachmittag nehmen wir uns einen Stellplatz in Franklin am Fluß. Eigentlich wollten wir noch weiter fahren, aber da wir dann in der Nähe von Hobbart wären und wieder Wochenende ist, sind freie Plätze in dem Bereich nicht zu finden.

24.02.2024
Wir fahren an der Küste entlang durch Vororte von Hobbart und es gefällt uns hier sehr gut. Aber Hobbart ist ja erst nächstes Wochenende dran. Unser Ziel ist eine Halbinsel auf der auch Port Arthur, das touristische Ziel auf Tasmanien, liegt. Dort wollen wir aber nicht wegen dem alten Gefängnis hin, sondern wegen der schönen Küste und einer Stangenbasalt Klippe an Cape Raoul.

Als Gefängishalbinsel war dieser Ort geeignet, da am Eagle Hawk Neck die verbindende Lanzunge nur 100 m breit ist. Hier hat man bissige Hunde an langen Ketten stationiert und zusätzlich entlang der Küste links und rechts weitere Hunde. Des Weiteren wurde bei den Gefangenen das Gerücht gestreut, daß das Meer rund um die Halbinsel von Haien verseucht wäre. So hatte man eine einfach zu bewachende Gefängnisinsel. Die schweren Verbrecher wurden in einem zusätzlichen Gefängnis in Port Arthur untergebracht, von dem jetzt hauptsächlich noch das Mauerwerk steht. Ist aber, wie gesagt, das touristische Highlight.

Wir fahren heute nur bis zum Eagle Hawk Neck, weil es dort an der Küste einen Abschnitt gibt, der „Tesselated Pavement“, zu deutsch Mosaikpflaster, heißt. Insbesondere vom Nahen sieht es aus, als ob jemand riesige Kopfsteinplastersteine verlegt hätte.

Wir fahren heute nicht mehr weiter über die Halbinsel, da es nur wenige Campingplätze und viele Touristen gibt. Aber ein paar Kilometer zurück Richtung Festland in Dunally haben wir bereits bei der Anfahrt eine große Wiese hinter einem Hotel gesehen, auf der wir stehen können. Von der haben wir sogar Meerblick 😉

Um sich den großen Umweg um die Halbinsel zu sparen, wurde in der Nähe unseres Stellplatzes ein Kanal gebaut. Wir wollen uns noch ein wenig die Füße vertreten und uns den Kanal ansehen. Als wir über die Kanalbrücke gehen, denkt Vera da liegt ein toter Seehand am Kanalufer. Aber in Wirklichkeit liegen da drei Seehunde und dösen.

25.02.2024
Zur Sicherheit haben wir uns für die nächsten zwei Nächte einen Campingplatz bei Port Arthur gebucht. Wir machen noch mal eine kurze Stippvisite am Kanal, wo sich die Zahl der Seehunde mittlerweile auf vier erhöht hat. Warum die direkt an der Brücke schlafen ist uns nicht klar, zumal die Brücke einen Gitterboden hat und es bei jedem Fahrzeug laut „BrrrrtBrrrt“ macht. Vielleicht beruhigt das Seehunde ja 😀.


Hinter‘m Eagle Hawk Neck gibt es einen Küstenweg entlang der Steilküste, an dem Aussichtspunkte Name haben wie: „Tasmanian Arch“, „Devils Kitchen“, „Waterfall Bay“. Der Weg ist insgesamt ca. 1,5 Stunden hin- und zurück.

Als nächstes fahren wir einmal rund um die Halbinsel. Es gibt auf der Rundstraße zwar keine Highlights, aber insgesamt ist die Strecke sehr schön. Als Letztes machen wir einen Abstecher zur „Remarkable Cave“, einem Durchbruch, den man sich fast von Meeresspiegelhöhe ansehen kann.

Auf dem Rückweg entdeckt Vera noch einen Echidna auf einer Wiese.

Den Abend lassen wir dann bei einem leckeren Essen in einem Roadhouse in Port Arthur ausklingen.